An der Peary/Cook-Kontroverse interessieren mehrere höchst interessante Fragen. Zwei seit Jahrzehnten als Forschungsreisende international geachtete Entdeckerpersöhnlichkeiten geraten in einen erbitterten Streit darüber, wer von ihnen als erster am Nordpol gewesen ist. Was mögen die Motive dafür gewesen sein, daß dieser Kampf mit solcher Brachialgewalt geführt wurde, obwohl bei keinem von beiden die Beweise ausreichten? Ja - waren sie denn überhaupt am Pol? Was heißt es eigentlich, den Nordpol entdeckt zu haben?

In Europa ist zwar der Wettlauf von Scott und Amundsen zum Südpol allgemein bekannt, das Gefeilsche um den Sieg am Nordpol hingegen findet – obwohl nicht weniger spannend und in Amerika bis heute andauernd - kaum Beachtung.

Pearytitel1991 erschien in Berlin mein Lebensbild Robert E. Peary - Ein amerikanischer Traum vom Pol. Es ist die bislang einzige deutschsprachige Biografie des amerikanischen Polarforschers. Die Arbeit an der Peary-Biografie ließ die Erkenntnis reifen: Sachliche Schilderungen vermögen das Absurde des Vorgangs nicht zu erfassen. Keine Neuinterpretation von hinterlassenen Tagebüchern und anderen sogenannten authentischen Aufzeichnungen, kein Ausmessen zweifelhafter Schattenlängen auf grobkörnigen Fotografien vermag zu entscheiden, wer vor hundert Jahren die Wahrheit gesagt und wer geflunkert hat. Hier ist Fiction, ja – Fantasy gefragt. Ich habe mich für Karl May als Ich-Erzähler der Nordpol-Geschichte entschieden. So wird die Frage nach Wahrheit und Lüge auf den Punkt gebracht, ist doch ein als travel liar bekannter Berichterstatter am Werk. Hinter dem Handlungsablauf  wird die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Vorgänge verhandelt, pointiert durch die Ansprüche, die Karl May selbst in dieser Hinsicht vorbringt. 2003 erschien in Leipzig mein Roman In den Schründen der Arktik.